Gesundes Brot braucht Zeit

Eine lange Teigführung bedeutet, dass der Teig genug Zeit zum Gehen bekommt – das können auch mal mehrere Stunden sein. Doch nur dann quellen die enthaltenen Ballaststoffe und auch die Stärke richtig auf und können vom Körper besser verarbeitet werden.

 

 

Vier Stunden muss ein gut verträglicher Teig gehen

Genau dann sind allerdings noch viele FODMAPs im Brot enthalten. Die Forscher haben Hefeteige – die jeweils Vollkornmehl als Basis hatten – nach verschiedenen Backzeiten untersucht: Die höchsten Gehalte an FODMAPs wiesen die Teige bei allen Getreidesorten nach einer Stunde auf. Doch nach viereinhalb Stunden waren selbst im Teig aus Brotweizen nur noch zehn Prozent der blähenden Zucker enthalten.

Die Untersuchungen zeigten also, dass es vor allem die Backtechnik ist, die den Unterschied ausmacht, ob das Brot gut verträglich ist oder nicht. “In der Tat sollten Reizdarm-Patienten auch Gebäcke aus üblichen Backgetreidesorten vertragen, sofern die Gärzeit der Teige mindestens vier Stunden beträgt”, erklärt  Reinhold Carle vom Hohenheimer Lehrstuhl Technologie und Analytik pflanzlicher Lebensmittel. Doch er weist darauf hin, dass es hinsichtlich der Zusammensetzung der Urgetreide und der konventionellen Weizensorten erhebliche Unterschiede gäbe – insbesondere hinsichtlich des Gehalts an Antioxidantien und des Mikronährstoffs Lutein. Die Urgetreide enthalten mehr davon und gelten deshalb als gesünder.

Ein weiteres Ergebnis zum Gesundheitswert lieferte die aktuelle Analyse: Bei einer langen Teigführung entfalten sich die Aromen besser und das Brot enthält mehr Eisen und Zink. Auch Stoffe wie die sogenannten Phytate werden bei längerer Teigführung abgebaut, die Spurenelemente wie Zink und Eisen ansonsten an sich binden würden.

Backindustrie: Hilfsmittel sollen Teige verbessern

Dass die lange Teigführung heute nur noch bei kleinen Handwerksbäckern eingesetzt wird, will die Backindustrie allerdings so nicht akzeptieren. Armin Juncker, Hauptgeschäftsführer des Verbandes Deutscher Großbäckereien, hat die die Ergebnisse der Untersuchung kommentiert und teilt mit, dass Teigbereitung eine Frage der Verfahrenstechnik sei, nicht der Betriebsstätte. Er kritisiert den Vorwurf, dass Großbäcker ihre Teiglinge meistens bereits nach einer Stunde Gehzeit backen würden.

Reinhold Carle erklärt dagegen: “ In industriellen Großbäckereien ist für Weizenbrotteige eine Teigruhe von 20 bis 30 Minuten.”  Die verkürzte Herstellungsdauer biete Zeitersparnis, Arbeitserleichterung und eine bessere Kontrolle des Gärverlaufs. Im Fokus: die gleichbleibende Brot- und Gebäckqualität. Doch dazu sind auch Hilfsmittel nötig: “Zum Ausgleich mangelhafter Verarbeitungseigenschaften des Mehls werden verschiedene Backmittel wie Enzyme, Quellmittel, Emulgatoren und Oxidations- und Reduktionsmittel eingesetzt. Zur Teigverbesserung werden ferner Hydrokolloide wie Pektin und Gelatine, Gluten, Lecithin und Milchpulver eingesetzt”, zählt der Wissenschaftler auf.

Quelle: DHZ Deutsche Handwerks Zeitung > https://www.deutsche-handwerks-zeitung.de/backtechnik-so-ist-brot-besser-vertraeglich/150/3096/335948